Do. Apr 25th, 2024

Das Schülermagazin der Wirtschaftsmittelschule (WMS) in Liestal

Uf u dervo

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„Uf u dervo.“ Vielleicht habt ihr diesen Textausschnitt aus dem Refrain des gleichnamigen Liedes von Gölä schon mal im Radio gehört, wart auf einem Konzert des Schweizer Mundartmusikers oder…ihr habt auf SRF am Freitagabend um 21:00 Uhr eine Sendung geschaut, in welcher diese Liedzeile ganz bedeutend ist. „Uf u dervo“, das wollen die Personen, welche sich dabei filmen lassen, wie sie sich auf ihre Auswanderung vorbereiten, Schwierigkeiten bewältigen, Freudemomente erleben und an einem komplett anderen Ort auf der Welt ein neues Leben beginnen.
Auch Anja W. und ihr Mann haben sich vor ein paar Jahren entschieden, einen solchen Schritt zu wagen und sind ihrer Neugierde und ihrer Abenteuerlust gefolgt. Anyway hat nachgefragt wie es dazu kam, was sie an ihrem neuen Heimatort besonders toll finden oder aus welchen Gründen sich das Auswandern am meisten gelohnt hat.

US Road Trip
(Bild: Anja W.)

Wann seid ihr ausgewandert und wohin?
Wir sind im Januar 2013 in die USA ausgewandert und nach San Diego – Kalifornien gezogen.
Wie seid ihr auf diese Destination gekommen?
Mein Mann und ich verbrachten Ferien am Pacific Beach. Als wir so am Meer sassen und die perfekten Wellen zum Surfen sahen, konnten wir uns gut vorstellen, im sonnigen Kalifornien zu leben. Nebst Surf-Spirit und mildem Klima war auch die uns beiden bereits vertraute englische Sprache ein Kriterium für die Wahl des Wohnortes im Ausland.

Gefällt es euch immer noch dort? Warum?
Es gefällt uns gut in San Diego. Dank dem meist schönen Wetter findet das Leben mehrheitlich draussen statt. Die Menschen hier sind zufrieden und offen, man kommt leicht miteinander ins Gespräch.

Wie kam es dazu, dass ihr euch entschieden habt auszuwandern?
Mein Mann und ich hatten beide den Wunsch, ein paar Jahre im Ausland zu leben. Wir wollten in einer anderen Kultur arbeiten, die Englischkenntnisse optimieren und Erfahrungen sammeln. Auch die Abenteuerlust war eine treibende Kraft.

Was haben die Menschen in eurem Umfeld zu euren Plänen gesagt?
Unsere Auswanderungs-Pläne wurden im nahen Umfeld mehrheitlich positiv aufgenommen. Wir haben von Familie und Freunden lieben Zuspruch und tolle Unterstützung erhalten. Natürlich kamen auch viele Fragen bezüglich Job, Wohnen oder Dauer des Auslandaufenthalts, auf die wir keine genauen Antworten hatten. So waren wir selber und auch unser Umfeld mal irritiert, doch meist fasziniert, von unserer Entdeckungsreise ins Ungewisse.

Viele Leute fragen sich, warum jemand aus einem Luxusland wie die Schweiz auswandern will. Was denkst du dazu?
Ich denke der Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung und das Interesse an anderen Kulturen bewegt viele Menschen dazu, für einige Zeit ins Ausland zu ziehen. Die Schweiz ist definitiv ein sehr attraktives Land mit hervorragender Lebensqualität. Auch als Auslandschweizerin fühle mich sehr verbunden mit meinem Heimatland.

Gab es Anfangsschwierigkeiten? Wenn ja, welche?
Sowohl Aus- als auch Einwanderung sind administrativ aufwendig mit Beschaffung von Visum und allen Ab- bzw. Anmeldungen. Es verlief jedoch alles reibungslos in der Schweiz und in den Vereinigten Staaten. Die erste Zeit nach der Einwanderung fand ich sehr spannend und belebend. Wir kamen mit nur wenig Gepäck in die USA und mussten sozusagen alles neu aufbauen inklusive ganzem Haushalt.

Wie lange braucht man für die Planung rund ums Auswandern? Was muss man besonders beachten?
Die Vorbereitungen in der Schweiz haben bei uns ein gutes Jahr gedauert. Die Beschaffung des Visums bzw. die Vorbereitungen für den Termin auf der US Botschaft nimmt einige Zeit in Anspruch. Damit sollte möglichst früh begonnen werden. Denn vor dem Termin müssen verschiedene Dokumente organisiert und Abklärungen gemacht werden.

Gibt es auch negative Seiten am Auswandern? Wenn ja, welche?
Weit weg von Familie und Freunden zu wohnen. Die lange Reise zwischen den beiden Ländern belastet die innere Uhr, den Geldbeutel und auch das Ferientage-Konto.

Dein Auswanderziel verglichen mit der Schweiz! Die drei grössten Unterschiede?
1) In der Schweiz gibt es 4 Jahreszeiten. Dies kennt man in Südkalifornien nicht; hier hat man während 9 Monaten ganz viel Sonne und warme Temperaturen.
2) Im Gegensatz zu Kalifornien ist die Schweiz sehr Fussgänger- und Fahrradfreundlich und verfügt über ein gutes ÖV-Netz. In Kalifornien geht ohne Auto nichts.
3) In der Schweiz wird die Ausbildung/Studium grösstenteils staatlich finanziert, während man in den USA das Studium selbst finanzieren muss, was zu ungleichen Bildungschancen in den verschiedenen sozialen Schichten führt.

Was vermisst du, abgesehen von Familie und Freunden am meisten an der Schweiz?
In einer charmanten Altstadt bummeln und Kaffee trinken gehen. Allgemein, vermisse ich das Stadtzentrum, so wie ich es von der Schweiz kenne, z.B. zu Fuss durch belebte Strassen zum Kino zu gehen.

Was vermisst du gar nicht an der Schweiz?
Die kalten Wintermonate. Das wär’s dann aber auch schon, die Schweiz ist toll!

Pier in Oceanside
(Bild: Anja W.)

Werdet ihr wieder einmal in die Schweiz zurückkehren?
Ja, wir hatten schon immer die Absicht, wieder in die Schweiz zurückzukehren und möchten das auch immer noch. Doch eine Auswanderung hat auch Konsequenzen. Man integriert sich im Ausland und baut sich ein Leben auf. Wir wohnen nun bereits seit mehr als drei Jahren hier in Kalifornien und momentan ist auch noch keine Rückkehr in die Schweiz in Sicht. Wir stellen und aber das Alter in der Schweiz vor.

Aus welchen Gründen hat sich das Auswandern für dich am meisten gelohnt?
Die Erfahrung im Berufsleben in einer anderen Kultur ist spannend; bietet die Möglichkeit andere, uns bisher unbekannte Arbeitssysteme und -kulturen kennenzulernen. Die Fremde zu sein in einem Land ist ebenfalls eine bereichernde Erfahrung. Nach drei Jahren habe ich mich schon gut eingelebt, doch der Prozess der Immigration ist immer noch im Gange.

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